Homosexualität - Begriffserklärung

Auf Grund der Gespräche mit Freund und Bekannten oder auch Arbeitskollegen, habe ich bemerkt, das es leider immer noch sehr viele Missverständnisse über einige sprachliche Begriffe zum Thema Homosexualität gibt. Ich möchte hier an dieser Stelle versuchen einige Dinge zu klären.

Begriff - Homosexualität

Das Wort "Homosexualität" ist eine hybride Wortneubildung aus dem Jahre 1868, geprägt vom Schriftsteller Karl Maria Kertbeny (1824–1882, bürgerlich: Karl Maria Benkert). Es setzt sich aus den Wörtern homo und sexus zusammen. Die Vorsilbe homo (von griech. ὁμός homós „gleich“) steht dabei lediglich für „gleich“. Sexus kommt aus dem Griechischen und bedeutet nichts weiter wie Geschlecht (also männlich oder weiblich) Zusammengesetz heißt also homosexuell - auf das gleiche Geschlecht gerichtet.

Wie man schon an dieser Begriffsherleitung sehen kann, hat Homosexualität also zumindest primär überhaupt nichts mit Sexualität zu tun. Sekundär mag sie natürlich für viele Schwule und Lesben eine Rolle spielen, aber gewiss auch nicht mehr oder weniger als dies bei Heterosexualität der Fall ist. Wenn mir jemand sagt, dass er heterosexuell ist, dann frage ich ihm ja auch nicht, weshalb er seine sexuelle Vorlieben nicht für sich behalten kann.

Wenn sich also jemand als homosexuell bezeichnet, dann hat das zunächst mal keinerlei Aussage über seine sexuellen Vorlieben. Wobei wir bereits beim nächsten großen Missverständnis wären.

Begriff - sexuelle Orientierung

Hierbei gibt es ähnliche Verwechslungen wie beim Begriff Homosexualiät. Frei übersetzt könnte man es Geschlechtspartner-Orientierung nennen, wobei Geschlechtspartner lediglich für männlich oder weiblich steht und widerum nichts mit Sexualität zu tun hat. Sie umfasst vielmehr die Gesamtheit der nachhaltigen Interessen einer Person bezüglich des Geschlechts eines potentiellen Partners auf der Basis von Emotion, romantischer Liebe, Sexualität und Zuneigung und noch sehr vieles mehr.

Achtung! Bitte nicht verwechseln!

Die sexuelle Orientierung hat nichts mit sexuellen Vorlieben zu tun. Beides sind grundverschiedene Dinge. Letzteres hat ausschließlich etwas mit Sexualität zu tun. Dagegen ist die sexuelle Orientierung im Grunde genommen eine einfache Sache, ganz ähnlich wie bsw. der Unterschied von Mann und Frau, gibt es eben Hetero und Homo. Daraus muss man meines Erachtens auch auch kein Geheimnis machen da es im Grunde genommen eine völlig banale Sache ist. Sexuelle Vorlieben haben dagegen mit diesen ganzen Thema rein gar nichts zu tun.

Begriff - schwul

Das Wort schwul ist umgangssprachlich und steht für homosexuell. In früheren Jahrzehnten war schwul ein übliches Schimpfwort. Im Zuge der Gleichberechtigungsbestrebungen der sechziger Jahre haben Homosexuelle dieses Wort dann als offizielle Bezeichnung übernommen um diesen Begriff jegliche Beleidigung zu nehmen. Ich persönlich halte das bis heute so. Auf irgendwelchen Sprüchen von pupertären Jugendlichen, welche dieses Wort inzwischen wieder negativ zu besetzen versuchen, empfehle ich, gar nicht darauf einzugehen. Ich hätte viel zu tun, wenn ich mich ernsthaft mit jeden unreifen Grünschnabel auseinandersetzen wollte.

Begriff - Coming Out

Bei Wikipedia ist zu lesen:
Coming-out (von englisch „coming out of the closet“, wörtlich: „aus dem Kleiderschrank herauskommen“, sinngemäß: „Bekenntnis“, „Offenbarung“) bezeichnet zumeist den individuellen Prozess, sich seiner eigenen gleichgeschlechtlichen Empfindungen oder seiner von gesellschaftlich festgelegter geschlechtlicher Identität oder Geschlechterrolle abweichenden Empfindungen bewusst zu werden und zu akzeptieren – und dies anschließend dem näheren familiären und sozialen Umfeld mitzuteilen.
Letzteres kann, muss jedoch nicht zwangsläufig damit zusammenhängen. Deshalb handelt es sich im Fall von Thomas Hitzlsperger auch um ein Outing, denn sein Coming Out dürfte er wohl schon etwas eher gehabt haben. 

Eigentlich handelt es sich nur um ein "sich bewußt machen" das man schwul, lesbisch oder bisexuell ist. Da bei allen Kindern und Jugendlichen stets automatisch von der Heterosexualität ausgegangen und erzieherisch auch entsprechend durchgesetzt wird, ist der Erkenntnisprozess der eigenen Andersartigkeit entsprechend schwierig. Erst wenn eines Tages die verschiedenen sexuellen Orientierung auf breiter Ebene in der Gesellschaft akzeptiert sind und von frühester Jugend entsprechend Berücksichtigung findet, wird ein Coming Out weitestgehend überflüssig sein.

Begriff - Outing

Frei übersetzt könnte man es mit "öffentlich machen" bezeichnen. Wobei man sich selbst outen kann, wie bsw. im Fall von Thomas Hitzlsperger oder Klaus Wowereit. Und es gibt das Zwangs- oder Fremd-Outing wie es Rosa von Praunheim 1991 praktiziert hat indem er Hape Kerkeling und Alfred Biolek als schwul geoutet hat.




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